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Weihnachten ist irgendwie auch die Zeit des Schwelgens..in positiver, wie negativer Hinsicht..
Hier mein traurigster Fußballmoment:
Es war ein nicht allzu trister Herbsttag, irgendwann so ziemlich am Anfang der Saison 1998/99.
Ich, schlanke neun Lenzen alt, war von meinem Vater mal wieder in den altehrwürdigen Bökelberg mitgenommen worden. Und wie immer war es magisch: die Cola kurz vor Anpfiff im Block, das Abholen von Onkel Sam (nein, nicht der von der U.S. Army, der andere), Papas britischem Arbeitskollegen, der nur einen Steinwurf vom Stadion entfernt wohnte und mit dem wir schnell ein Glücks Bier (ich meine omnipräsente Cola) tranken, bevor er sich auf die Tribüne verzog und wir auf die Gegengerade gingen, direkt neben der Kurve der Gästefans.
Die Nordkurve war "zu asi" meinte mein Papa, außerdem könne man so viel besser die Stimmung einfangen, wenn man beide Lager neben sich habe, statt mittendrin zu sein.
Ich ging immer mit ausgeprägten, tiefen und nicht zu erklärenden Gefühlen ins Stadion.
Ich meinte schon am Warmmachen des Torhüters der Gegner feststellen zu können, was Sache war: "Das ist der Hilfiker, mit der Sonne auf dem Trikot (irgendein nicht nennenswerter Sponsor) - der ist gut drauf!" Und die Sonne flößte mir irgendwie Respekt ein, so klein sie auch war. Sie war doch immer zu erkennen, auch von der Gegengeraden.
"Oha, und unsere treffen das Tor nicht!" Mein Gefühl wurde dumpfer und dunkler.
"Der Ciric, auf den müssen wir ganz besonders aufpassen", heulte ich beinahe, "der ist gut!". Und kaum zu bremsen heute, das fühlte ich irgendwie tief in mir.
All das und noch mehr sagte ich. Mit einem ängstlichen Kribbeln im Bauch.
Mein Papa lächelte nur milde.
Und ich hatte richtig Angst.
Das milde Lächeln meines Papas war spätestens nach dem 0:2 verflogen.
Zweimal hatte Sasa Ciric getroffen - und wir bekamen die Kugel - EINFACH - NICHT - IN - DIESEM - KASTEN - UNTER!!! Hilfiker halt! I knew it al along.
Und ich brüllte mit Tränen in den Augen aus dem verstummten Block und vor Tränen heiserer Stimme: "DIE STEIGEN AB, SO STEIGEN DIE AB!"
Ich weinte bitterlich und konnte nicht mehr aufhören, bis das Spiel abgepfiffen wurde.
In diesem Moment war mir schlagartig klar, dass wir absteigen werden. Borussia Mönchengladbach, meine Seele, meine unerklärlich tiefe Liebe, würde zum ersten Mal aus der Bundesliga absteigen.
"Ach komm ens, Jong", klopfte mir ein natürlich unwissender, älterer Mann auf die Schulter, als wir rausgingen und ich immer noch flennte, "mer hang et ewwer noch jeschaff. Die stehje net aff, Jong." Mein Vater bejahte das enthusiastisch.
Ich dachte, dass beide einfach nur dumm waren.
Fühlten sie es denn nicht?
Wir steigen ab. Da änderte auch das 3:0 am ersten Spieltag gegen Schalke nichts. (Im Rückspiel sollten wir übrigens 0:1 verlieren. Ich kotzte in der Halbzeit die Parkstadion-Bratwurst nebst meiner Seele aus dem Leib. Wenn da mal kein Omen war)
Nie mehr, dachte ich, würd mich jemand aufmuntern können. Ich würde einfach nie mehr glücklich sein.
Und heulte die Nacht mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht und verkrampften Herzen durch.
