Liebe RFS-User, Türchen Nr. 12 darf ich heute öffnen und hinter meiner Tür verbirgt sich folgende Frage:
"Was war dein traurigster Fussballmoment?"
Zunächst mal muss ich betonen, dass es als Fan des FC Hansa Rostock keine traurigen Momente gibt, da der Verein dauerhaft hochklassig spielt und konstant erfolgreich ist.
Daher liegt mein traurigstes Fussballereignis auch schon einige Zeit zurück – genau gesagt: 17 Jahre – am 1. Dezember 2001, einem bitter kalten Tag an der Ostsee.
Der Tag begann mit einer tödlichen Männergrippe, die mich bereits im Alter von 8 Jahren heimgesucht hat. Grund dafür war eine durchzechte Mario-Kart-Spiegelstrecken Nacht auf der N64 mit meinem besten Freund, während der wir bei -3 Grad klugerweise das Fenster aufgelassen haben. Dazu kommt, dass meine Mutter dann am Folgetag während des Frühstücks einen Streit mit Ihrem Freund hatte, was die Stimmung ebenfalls gedrückt hat. Da ich das alles mitbekommen habe und Sie mich aufheitern wollte, entschied Sie ca. 90 Minuten vor Anpfiff, dass wir beide Spontan zusammen nach Rostock fahren – um mir so mein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk – zu erfüllen. Zunächst dachte ich, es handelt sich um irgendeine nervige Shopping Tour. Letztendlich stellte sich aber heraus, dass wir auf dem Weg zu meinem 1. Live Spiel des FC Hansa Rostocks in das legendäre Ostseestadion waren. Gleichzeitig offenbarte Sie mir, dass mein eigentliches Weihnachtsgeschenk eine Dauerkarte für die Rückrunde ist – meine Freunde war grenzenlos.
Zusätzlich muss man erwähnen, dass es einige Monate zuvor die Anschläge auf das World Trade Center gab, was mich als kleines Kind auch sehr belastet hat.
Während wir dann bei eiseskälte langsam unsere Plätze im Stadion ausfindig machten, durch die Stadionlautsprecher „Wonderful Dream“ der 7 Tage zuvor bei einem Flugzeugabsturz gestorbenen Melanie Thornton ertönte – was mich als kleiner Junge auch sehr traurig gemacht hat – konnte ich einen ersten Blick auf die damaligen Helden wie Matthias Schober, Markus Beierle, Marcus Lantz, Ronny Maul, Peter Wibran, Rene Rydlewicz, Steffen Baumgart und Radwan Yasser werfen. Auch der Gast aus Wolfsburg mit Legenden wie Claus Reitmaier, Bariano Biliskov, Waldemar KRyger, Stefan Schnoor, Miroslav Karhan, Tomislav Maric, Martin Petrov oder Doriel Munteanu hatte für einen kurzen Moment meine Aufmerksamkeit verdient.
Leider verflog die anfängliche Freude relativ schnell. Bereits nach 32 Minuten brachte Maric die Gäste in Führung. In der Folge gab es u.a. einen Lattenknaller von Andreas Jacobsen und einige weitere Chancen für die Blauen. Leider waren diese nicht von Erfolg gekrönt, sodass ich weiter auf meinen 1. Live Heimspieltreffer warten musste und letztendlich Tomislav Maric mit einem weiteren Treffer vorentscheidend Einfluss auf den Ausgang des Spiels genommen hat. In der 87. Minute entschied meine Mutter dann, dass wir auf Grund des Verkehrschaos direkt nach dem Spiel uns bereits vorzeitig auf den Weg nach Hause machen, da das Spiel ja eh entschieden war. Kurz nach dem „auschecken“ hörte ich dann auf einmal Jubel hinter mir – Markus Beierle hat – wie ich später erfahren habe – zum 1:2 in der 90. Minute getroffen hat.
Ich weiß noch, dass meine Mutter alles versucht hat mich aufzumuntern, Ihr dies aber nicht gelungen ist und mein Abend letztendlich heulend und in meinem Bambi Schlafanzug geendet hat. Außerdem erinnere ich mich sehr leicht daran, dass – nachdem ich dann endlich eingeschlafen bin – sich meine Mutter nachts zu mir gelegt hat um mich zu beruhigen und weil Sie selber auch Stress hatte.
Rückblickend ist das wirklich mit Abstand mein traurigster Fussballmoment, da an diesem Tag neben dem sportlichen auch andere Dinge Einfluss auf mein Befinden hatten, der auch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr überboten werden kann.
